Ökonomie und Produktion
Kosten für Kraftstoffe haben mit 25 % bis 30 % der Gesamtkosten den größten Anteil an den Betriebskosten einer Fluggesellschaft. Ersetzt man den fossilen Rohstoff Erdöl durch erneuerbare Rohstoffe, so müssen Produktionsanlagen in großen Teilen neu errichtet werden. In diese Produktionsanlagen von SAF wird langfristig nur unter positiven wirtschaftlichen Grundvoraussetzungen investiert werden. Deshalb setzt sich aireg auch mit der Ökonomie und Produktion nachhaltiger Flugkraftstoffe auseinander.
Obwohl bereits zahlreiche Optionen zur Herstellung und Nutzung nachhaltiger Flugkraftstoffe von der ASTM zugelassen sind und diverse Kraftstoffoptionen technisch erprobt und ihre Praxistauglichkeit vielfach demonstriert wurde, liegen ihre Marktanteile derzeit unterhalb von 1 %. Nach wie vor beschränkt sich die Herstellung nachhaltiger Flugkraftstoffe auf sehr wenige Produzenten.
Weltweit beträgt ihr Nutzungsanteil im Jahr 2022 nur etwa 0,075 % und in der EU lag er im Jahr 2022 bei etwa 0,8 %. Insgesamt hat SAF damit bisher ein Nischendasein auf dem globalen Kerosinmarkt. Ein umfassender Markthochlauf nachhaltiger Flugkraftstoffe wird durch unterschiedliche technische, ökonomische und operative Faktoren gehemmt. Diese bisher praktisch kaum existente Marktentwicklung ist primär auf die Kombination zweier wesentlicher Faktoren zurückzuführen: Eine fehlende ökonomische Marktfähigkeit nachhaltiger Flugkraftstoffe aufgrund hoher Herstellungskosten im Vergleich zu herkömmlichem (fossilem) Kerosin in Kombination mit einem ungeeigneten bzw. fehlenden regulatorischen Förderrahmen (d. h. eine nicht vorhandene Internalisierung der externen Klimawirkungen des kommerziellen Luftverkehrs in das wirtschaftliche Handeln der Branche).
Hohe SAF-Herstellungskosten
Die Herstellungskosten nachhaltiger Flugkraftstoffe lagen in der Vergangenheit deutlich über dem Preisniveau von fossilem Kerosin – und das bei quasi identischen technischen (Nutzungs-)Eigenschaften. Die nachhaltigen Flugkraftstoffe sind heute noch ca. um den Faktor 2 bis 5 (z. T. auch wesentlich mehr) und damit deutlich teurer als fossiles Kerosin (siehe Abbildung). Während der Preis für nachhaltige HEFA-Flugkraftstoffe, insbesondere aus Abfallölen und -fetten, derzeit noch mindestens doppelt so teuer wie fossiles Kerosin ist – aber teilweise schon am Markt auch in relevanten Mengen verfügbar ist, liegt die Preisspanne für andere SAF-Optionen noch weiter auseinander und vom Niveau noch merklich höher.
Deshalb untersucht aireg, wie die Marktfähigkeit nachhaltiger Flugkraftstoffe langfristig gesichert werden kann. Auch die Gestaltung einer Infrastruktur zur Versorgung mit nachhaltigen Kraftstoffen und die Finanzierung von SAF-Produktionsanlagen werden diskutiert. Aufgrund der Vielfalt an Förder- und Anreizmechanismen zur SAF-Produktion beobachtet und diskutiert aireg auch intensiv aktuelle regulatorische Entwicklungen auf globaler, europäischer und nationaler Ebene. Die Position von aireg zur europäischen „Fit-for-55“ Initiative und den Auswirkungen für den Luftverkehr finden Sie hier. Weltweit haben einige Staaten bereits nicht nur Klimaziele, sondern auch bestimmte Quoten für SAF oder ähnliche Ziele festgelegt. Die folgende Abbildung zeigt eine Auswahl dieser Staaten und ihren Zielen.